Ich habe schon immer gerne und viel gestrickt. Manches wurde richtig zu einem kleinen Kunstwerk. Aber ich habe schon immer gerne etwas weiter gegeben und verschenkt. Und vieles von dem Gestrickten kam auch irgendwann aus der Mode. Oder aus der Waschmaschine….nach dem Schleudern….(einmal habe ich geweint).
So besitze ich kaum noch Strickereien aus all den Jahren, seit ich stricken kann. Eine Strickjacke hat es allerdings so oft wieder aus dem Sack für die Altkleidersammlung heraus geschafft, dass ich irgendwann beschloss, dass sie bleiben musste. Diese Jacke habe ich zum Ende meiner Schulzeit Anfang der Achtziger Jahre gestrickt. Da meine Schule als modern und progressiv gelten wollte, ließ es sich fast mühelos durchsetzen, dass wir in der Oberstufe (genau wie damals im Bundestag) zwecks besserer Konzentration während des Unterrichts stricken durften! Ich erinnere mich, dass das mit der Konzentration tatsächlich funktionierte: einmal nähte meine Banknachbarin die zwei Teile ihres Pullunders zusammen, während sie gleichzeit gebannt den Ausführungen des Lehrers folgte. Zum Ende der Stunde ein Aufschrei – sie hatte die Teile komplett miteinander vernäht und nicht an die Armlöcher gedacht…
Ich hatte zu der Zeit herrliche Wolle in Naturfarben von meiner Patentante geschenkt bekommen. Und gleichzeitig schenkte meine Großmutter mir traditionelle Stickvorlagen für Mustertücher aus dem Alten Land. Welch wunderbares Zusammentreffen! Bis heute besteht das Rückenteil der Jacke aus der Darstellung eines Lebensbaumes. Ich habe einfach die Stickvorlage 1:1 als Strickschrift verwendet!
Bis heute liebe ich diese Jacke sehr und habe sie auch schon das eine oder andere Mal flickend wieder vor dem Altkleidersack gerettet….
(Foto und Strickerei: U. Ebert)